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Catherine Parr

Die erste protestantische Königin Englands

Ein Beitrag von Merete Nielsen

Catherine Parr Copyright: Wikimedia Commons

Lebensdaten:

1512? - 1548

Unter weiteren Namen bekannt als:

Catherine Borough, Catherine Königin von England,Frankreich und Irland, Lady Latimer, Lady Seymour of Sudeley


Beziehungen

Catherine Parr wurde in einer adeligen Familie mit Besitz im Norden Englands geboren. Die Eltern waren zur Zeit ihrer Geburt am Hofe, weshalb sie vermutlich in London geboren ist. Die Mutter machte Dienst bei Katharina von Aragon, die für die kleine Catherine Patin stand und nach der sie benannt wurde. In den folgenden Jahren bekam Catherine noch zwei Geschwister, Anne und William.

Da Catherine als Königin mit den englischen Humanisten verbunden war, hat man diskutiert, welche Ausbildung sie bekommen hat. Sie scheint mit ihren beiden Geschwistern ihre Kindheit verbracht zu haben und alles deutet darauf hin, dass sie Latein und die modernen Sprachen lernten. So besaß ihre Schwester Anne als Erwachsene ein Buch von Cicero und ihr Bruder wurde als Diplomat geschätzt wegen seinem ausgezeichneten Französisch. Die jungen Adligen wurden meistens zu Hause unterrichtet, und es gab Eltern, die ihren Töchtern dieselbe gute Ausbildung wie ihren Söhnen zukommen ließen.

Früh verwitwet, kümmerte sich ihre Mutter, Maud Green, um vorteilhafte Ehen für ihre Kinder, allerdings am meisten für ihren Sohn, William, der mit einer reichen Erbin vermählt wurde. Danach fehlte das Geld für eine vergleichbare Ehe für Catherine, die 1529 als Sechzehnjährige einen jungen Adeligen, Edward Borough, heiratete. Es ist möglich, dass sie durch ihren Schwiegervater, Sir Thomas Borough, mit dem Protestantismus vertraut wurde. Wir wissen wenig über Catherine in diesen Jahren, aber Sir Thomas hatte jedenfalls deutliche protestantische Sympathien. Die Ehe währte nur kurz, 1533 war Catherine eine kinderlose Witwe.

1534 heiratete sie John Neville, Lord Latimer, auf Schloss Snape. Sie war 22 und er war 40, ein Witwer mit zwei Kindern. Auch in dieser Ehe bekam Catherine keine Kinder, dafür kümmerte sie sich um ihre Stiefkinder, und besonders die Tochter Margaret Neville war ihr Zeit ihres Lebens dafür dankbar. Lord Latimer war traditionell katholisch gesinnt, wie auch der Norden Englands überhaupt es war. In 1536, anlässlich der Auflösung der Klöster, kam es zu Ausschreitungen, die sich den Namen Pilgrimage of Grace (Pilgerzug der Gnade) gaben. Die „Pilger“ bedrohten und entführten den Ehemann von Catherine, Lord Latimer, da sie von ihm als Sympathisant ihrer Ziele Unterstützung erwarteten. Er verbrachte die nächsten Monate im Lager der Aufständischen und setzte seine Unterschrift unter etliche ihrer Forderungen. Damit galt er in den Augen des Königs als Verräter. Im Dezember 1536 kam es erstmals zu einem Waffenstillstand und zu Verhandlungen zwischen dem König und den Aufständischen. Lord Latimer nutzte die Waffenruhe um nach London zu reisen, mit dem Ziel, den König von seinen lauteren Absichten zu überzeugen. Während er in London von den Rebellen Abstand nahm, eroberten sie Schloss Snape und nahm Catherine mit den Kindern als Geiseln gefangen. Zurück in Yorkshire gelang es ihm, seine Familie zu befreien und während er mit ihr nach Südengland zog, wurde der Aufstand im Norden blutig niedergeschlagen. Mit Mühe und Not gelang es Lord Latimer, mit seinem Hab und Gut und seinem Leben davonzukommen.

In den folgenden Jahren von 1537 bis 1543 wohnten die Latimers im Süden. Lord Latimer wurde 1542 nach Schottland auf einen Feldzug geschickt, während Catherine in London blieb. In der Abwesenheit ihres Gatten verbrachte Catherine ihre Zeit am Hofe. Dort ist sie vermutlich mit protestantischem Gedankengut in Verbindung gekommen. Ihr Bruder, William Parr, ihre Schwester, Anne Herbert, und ihr Onkel Lord Parr of Horton waren alle humanistisch ausgebildet und protestantisch gesinnt.

In diesem Winter lernte sie wahrscheinlich Thomas Seymour, den Schwager des Königs, kennen. Er war einer der attraktivsten Männer am Hofe und Catherine schrieb ihm später, nach dem Tod des Königs, dass sie damals die Hoffnung genährt hatte, ihn zu heiraten.

Lord Latimer starb in März 1543, aber die Ehepläne mit Seymour wurden von einem anderen Verehrer durchkreuzt: der König selbst hatte Gefallen an der Witwe gefunden.

Heinrich VIII hatte 1542 seine fünfte Frau, Catherine Howard, wegen Ehebruchs hinrichten lassen und danach ein Gesetz verabschiedet, wonach es für eine unverheiratete Frau Hochverrat war, sich als unberührt auszugeben, um den König zu heiraten. In Folge dessen war es für den König vernünftig, als seine sechste Frau eine mehrfache Witwe zu heiraten.

Catherine hatte, wie gesagt, andere Pläne gehabt und war über das Angebot des Königs alles andere als erfreut. Sie deutete den Heiratsantrag als den Willen Gottes und fügte sich. Im Juli 1543 heirateten beide in Hampton Court in engstem Familienkreis.

Wie Catherine ihre Stiefkinder aus ihrer zweiten Ehe umsorgt hatte, so nahm sie sich Heinrichs drei Kindern liebevoll an. Mit der nur vier Jahre jüngeren Mary verband sie eine Freundschaft. Für die zwei jüngeren Kinder, Elizabeth und Edward, wurde sie wie eine Mutter, wie es aus ihren liebevollen Briefen hervorgeht. Alle drei hatten ihren eigenen Haushalt, Catherine sorgte aber dafür, dass sie gemeinsam Weihnachten feierten und auch sonst am Hofe erschienen.

1544 zog der König in den Krieg gegen Frankreich, und in seiner Abwesenheit ernannte er Catherine zur Regentin. Sie erwies sich in dieser Rolle als tüchtig und tatkräftig. Elizabeth war in den Monaten ihrer Regentschaft an ihrer Seite und erlebte, wie eine Königin regieren kann.

Wie oben gesagt, ist es unsicher, wann Catherine sich der Reformation zuwandte. Aber als Königin hatte sie reformatorisch gesinnte Prediger als ihre Kapläne, und versammelte eine Gruppe reformatorische Frauen um sich. Der Bischof von Winchester, Stephen Gardiner, ein enger Mitarbeiter des Königs, versuchte zusammen mit den konservativen Kräften, die reformatorisch Gesinnten als Ketzer zu verurteilen. Der König war bei schlechter Gesundheit und es war klar, dass er nicht lange leben konnte. So war es nicht verwunderlich, dass Gardiner mit allen Mitteln versuchte, die Reformatorischen in der Regierung auszuschalten. Es kam zu Ketzerverfolgungen und Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen, ohne dass Gardiner der Durchbruch zu den höchsten Kreisen gelang. Laut Foxe wollte er möglichst viele hochrangige Protestanten liquidieren, um sie durch konservative Katholiken zu ersetzen. Die Gesetze waren auf seiner Seite; wenn er den Besitz verbotener Bücher oder verbotene Bibelkreise nachweisen konnte, galten seine Opfer als Ketzer.

1545 war eine bekannte evangelische Predigerin, Anne Askew, gefangen und wieder entlassen worden. Im Jahr danach wurde sie nochmals gefangen genommen und als Ketzerin verurteilt. Nach ihrer Verurteilung wurde sie in den Tower gebracht. Dort versuchten die Handlanger Gardiners, der königliche Sekretär William Paget, der Lordkanzler Thomas Wriothesley und Richard Rich, alle drei hochrangige Mitglieder des Kronrats, Anne Askew dazu zu bewegen, Namen von anderen Ketzerinnen preiszugeben, und zwar von den Frauen, die Catherine nahestanden. Weder durch freundliches Zureden noch unter schrecklicher Folter auf der Streckbank gab Anne Askew die Namen preis. Nach einer Verurteilung war es nicht erlaubt, die Verurteilten nochmals zu foltern, und der Leutnants des Towers protestierte vehement. Adlige – wie Anne Askew es war – durften sowieso nicht gefoltert werden. Am Ende legten Sir Thomas Wriothesley und Richard Rich selbst Anne Askew auf die Streckbank. Anscheinend war die Gruppe um Gardiner desperat, wenn sie in dieser Weise alle Gesetze und Regeln brach, aber sie hatte damit kein Erfolg. Anne Askew starb auf dem Scheiterhaufen als körperlich gebrochene Frau. Ihr Mut und ihr Glaube blieben ihr bis zuletzt erhalten, weshalb sie nach ihrem Tod als protestantische Märtyrerin höchste Verehrung genoss.

Bischof Gardiner hatte versucht, Reformationsliteratur bei Catherine zu finden. Schon im Frühjahr 1546 hatte Catherine Holzkisten mit stabilen Schlössern bestellt, und ihren Onkel, Lord Parr of Horton gebeten, Bücher für sie zu verstecken, weshalb Gardiner ihr nichts nachweisen konnte.

Der Zufall spielte ihm allerdings in die Hände: Catherine hatte es gewagt, mit dem König Theologie zu diskutieren. Als sie weggegangen war, beklagte sich Heinrich bei Gardiner, weil er als Ehemann und König solches von seiner Frau nicht hören wollte. Gardiner schlug eine Ketzereianklage vor und der König willigte ein. Aber er erzählte seinen Ärzten davon und auf rätselhafter Weise fand eine Hofdame die Anklageschrift mit der Unterschrift Heinrichs vor der Tür zu den Gemächern der Königin. Diese war so schockiert, dass sie zum König lief und ihm erklärte, alles sei ein Missverständnis gewesen: sie wollte ihn durch eine lebhafte Diskussion von den Schmerzen in seinem Bein ablenken und selbstverständlich möchte sie sich immer gerne von ihm belehren lassen. Der König verzieh ihr großmütig und als der Kanzler Wriothesley mit Soldaten aufkreuzte, um sie zu verhaften, wurde er vom König weggeschickt.

Catherine war knapp dem Schicksal von Anne Boleyn und Catherine Howard entgangen. Foxe sieht alle Schuld bei dem Bischof Gardiner, aber es ist möglich, dass der alte und kranke Heinrich sich schlicht und ergreifend seine Frau gefügig machen wollte. Gardiner fiel in dem Herbst – die oben erzählten Ereignisse fanden im Sommer 1546 statt – in Ungnade, wurde aus dem Kronrat (Privy Council) verwiesen und seine Handlanger Sir William Paget, Sir Thomas Wriothesley und Sir Richard Rich wurden alle innerhalb kürzester Zeit protestantisch. Sie unterstützten die Reformer im Kronrat und setzten ihre Karrieren unter Edward VI fort.

Catherine trat im Herbst mit vielen neuen Juwelen bedeckt auf. Sie und der König gingen gemeinsam auf die Jagd, aber als er kränker wurde, blieb sie mit den Kindern des Königs zu Weihnachten in Greenwich Palace, während Heinrich sich mit seinen engsten Beratern in Whitehall zurückzog. Sie sah ihn nie wieder. Er regelte seine Nachfolge, setzte einen Rat für den elfjährigen Edward ein, und schrieb sein Testament. Catherine wurde reich mit Gütern bedacht, jedoch nicht zum Vormund für Edward bestellt. Edward Seymour, der Onkel des neuen Königs, ernannte sich nach dem Tod Heinrichs sofort selbst zum Vormund (Lord Protector).

Catherine hatte ihre Pflicht getan. Jetzt hoffte sie endlich eine Liebesehe eingehen zu können, und der geliebte Mann war immer noch Thomas Seymour, Bruder von Edward Seymour und Onkel des jungen Königs. Catherine zog sich auf ihr Wittum in Chelsea zurück und dort besuchte Thomas Seymour sie. Endlich erlebte die dreifache Witwe erotische Freuden und in Mai 1547 heirateten sie heimlich. Eine Königin von England durfte erst neun Monate nach dem Tod des Königs wieder heiraten, um sicher zu gehen, dass nachgeborene Kinder nicht die des Königs waren. Außerdem brauchte sie dafür die Erlaubnis des Königs und des Kronrats. In ihrer Verliebtheit setzte Catherine sich über alle Regeln hinweg.

Die junge Prinzessin Elizabeth wurde zu ihr nach Chelsea gebracht, um dort erzogen zu werden. Aber Seymour schien seine Stellung als Onkel ausgenutzt zu haben und fing an, sie in ihrem Zimmer zu besuchen, auch morgens im Nachthemd. Als Catherine davon Wind bekam, kam sie mit und nahm Teil an seinen „Späßen“, wie Elisabeths Gouvernante berichtet (vgl. Fraser 1993: 404; Starkey 2003 spricht in diesem Fall sogar von Kindesmissbrauch, obwohl Elisabeth mit 14 Jahren nach damaligen Recht heiratsfähig war).

Nach einem halben Jahr wurde Elizabeth klugerweise bei einer anderen Familie untergebracht. Zu dem Zeitpunkt war Catherine schwanger. Die Seymours zogen nach Schloss Sudeley. Dort kümmerte sich Catherine um das Mündel ihres Mannes, die kleine Jane Grey. Seymour scheint alle königlichen Frauen verehrt und dabei seine männliche Unwiderstehlichkeit ins Spiel gebracht zu haben. Nur die zehnjährige Jane Grey war zu klein, um sexuell umworben zu werden.

Im August 1548 brachte Catherine auf Schloss Sudeley eine gesunde Tochter zur Welt mit Namen Mary. Kurz danach bekam sie Wochenbettfieber und starb mit 38 Jahren. Sie wurde in der Schlosskapelle bestattet.

Wirkungsbereich

Die öffentliche Tätigkeit von Catherine dauerte nur die vier Jahre ihrer Ehe mit Heinrich VIII. Vorher ist nicht viel von ihr bekannt.

Als Königin von England hatte sie die Aufgabe, dem alternden König zur Seite zu stehen. Sie gewann die Zuwendung seiner Kinder und sorgte für ein Familienleben am Hofe. Sie hat wahrscheinlich nicht die Ausbildung von Edward und Elizabeth betreut, wie es gelegentlich behauptet worden ist (McConica). Die Hauslehrer von Edward wurden von Cranmer (seinem Patenonkel) und Cromwell ausgesucht. Sie waren die besten Humanisten, die es in Cambridge, wo Cranmer selbst ausgebildet worden war, gab. Durch sie wurde Edward protestantisch erzogen, und diese humanistische, protestantische Ausbildung von ihm und von Elizabeth war der Königin nur recht, auch wenn sie nicht selbst die Hauslehrer der Kinder aussuchte.

Bevor Heinrich 1544 nach Frankreich aufbrach, um dort Boulogne zu erobern, hat er sein Testament gemacht. Edward kam natürlich zuerst in der Thronfolge, danach mögliche Söhne aus seiner Ehe mit Catherine Parr. Aber dann folgten die beiden Töchter, die immer noch als unehelich galten, aber als Ausdruck des königlichen Willens zu Thronerbinnen erklärt wurden. Normalerweise durften nur legitime Kinder erben, aber Heinrich setzte sich darüber hinweg. Man hat angenommen, dass die Erwähnung der Töchter in seinem letzten Wille auf Catherine Parrs Einfluss zurückzuführen sei (James).

Als Regentin in Heinrichs Abwesenheit hat sie sich vor allem um die Versorgung des Heeres in Frankreich gekümmert. Sie hat mit ihrer Unterschrift praktische Probleme geregelt und dem König immer wieder versichert, dass in England alles bestens lief. Zur Seite hatte sie Erzbischof Cranmer, immer loyal, erfahren und im Stande, sie theologisch zu beeinflussen. Sie holte die elfjährige Elizabeth zu sich und zeigte ihr für ein paar Monate, wie eine Königin regieren kann.

Sie hatte eine Gruppe von Frauen um sich, die alle für ihre protestantische Gesinnung bekannt waren. Dadurch hat sie die Aufmerksamkeit und Feindschaft Gardiners auf sich gezogen. Die Frauennamen, die Anne Askew nennen sollten, waren die engen Freundinnen Catherines, nicht unbedingt die Gattinnen der reformatorisch gesinnten Männer im Kronrat. Mit anderen Worten, Gardiners Ziel war der Kreis um die Königin und wohl letztendlich sie selbst. Alle diese Frauen setzten ihr Wirken unter Edward fort, vor allem indem sie reformatorische Prediger und Gelehrte unterstützten. Damit übten sie einen erheblichen Einfluss auf die Fortsetzung der Reformation unter Edward aus. In diesen Frauen wirkte Catherine Parr über ihren Tod hinaus, so wie sie es auch bei Elizabeth tat.

Nicht nur Gardiner, sondern auch Heinrich muss jedoch der Meinung gewesen sein, die Königin nähme sich zu viele Freiheiten. So versetzte er sie in Todesangst, und danach wurde sie sehr gefügig.

Reformatorische Impulse

Catherine war die erste Frau in England, die Prosatexte ausgegeben hat. Es handelte sich meistens um Andachtsbücher.

Der Anfang wurde vielleicht mit einer anonymen Übersetzung der Psalmen aus dem Lateinischen gemacht. Es gehörte zur zeitgenössischen Pädagogik des Lateinstudiums, dass man übersetzte. So lernte man Sprachen, und zwar sowohl moderne als auch die alten Sprachen. Catherine wollte als Erwachsene ihr Latein verbessern. Ihr Seelsorger um 1543-4 war George Day, der frühere Kaplan John Fishers, Bischof von Rochester und Verteidiger von Katharina von Aragon, der von Heinrich 1533 enthauptet worden war. Fisher hatte Paraphrasen (einen Kommentar) zu den Psalmen geschrieben. Catherine übersetzte damit ein katholisches Werk, aber Fisher (wie More, der mit ihm umgebracht wurde) war ein bekannter Humanist. Das Buch, „Psalms or Prayers taken out of the Holy Scripture“ (Psalmen oder Gebete aus der Heiligen Schrift) wurde 1544 erst in Latein ausgegeben, mit einem Gebet von Catherine in Englisch hinten angehängt. Eine Woche später erschien das Buch in Englisch, wiederum mit dem Gebet Catherines, und wurde ein großer Erfolg. Es erschien in zahlreichen Auflagen.

Man kann aus ihren Buchhändlerrechnungen sehen, dass Catherine Parr immer wieder viele schön gebundene Ausgaben der Psalmen gekauft hat. Ein Buch behielt sie selbst bis zu ihrem Tod, die anderen wird sie wohl verschenkt haben.

Bis 1608 wurde die englische Übersetzung der „Psalmen oder Gebete“ 18 mal herausgegeben, manchmal zusammen mit anderen Werken, die Catherine Parr als Verfasserin haben, denn die Psalmen waren erst der Anfang.

Das nächste Buch Catherines war ein kleines Andachtsbuch, „Prayers and Meditations“, das fünf Gebete der Königin enthielt zusammen mit Meditationen, die „Der Nachfolge Christi“ von Thomas à Kempis entnommen waren. Catherine hat wahrscheinlich die englischsprachige Ausgabe von 1530 von Robert Whitford benutzt. Wie in der Vorlage hat sie ganz kurze Absätze gebraucht um die Abkehr von der Welt und die Hinwendung zur Erlösung in Christus zu beschreiben. Auffallend ist, dass die Meditationen bei Catherine absolut geschlechtsneutral formuliert sind, während Thomas sich an den  Mönch als Meditierenden wendet. Bemerkenswert ist auch, dass sie als Autorin genannt wird. Das Büchlein hatte großen Erfolg und erschien in 17 Auflagen bis zur Ende des Jahrhunderts. Trotz der mittelalterlichen Vorlage wurde es von den Lesern anscheinend als genuin protestantisch empfunden, denn nur eine Auflage erschien in der Regierungszeit der Maria Tudor.

In derselben Zeit war Catherine mit der Übersetzung der Paraphrasen zum Neuen Testament von Erasmus von Rotterdam beschäftigt. Der Redakteur des Werkes war Nicholas Udall, aber Catherine war für das ganze Projekt verantwortlich. Sie bewegte Maria Tudor dazu, den Kommentar des Johannesevangeliums zu übersetzen. Allerdings wurde die Prinzessin krank, und ihr Seelsorger musste es für sie fertigstellen. Unter Catherines Aufsicht wurden die vier Evangelien übersetzt und herausgegeben. Der zweite Teil des Werkes wurde von der Herzogin von Somerset, verheiratet mit dem Lord Protector, Edward Seymour, herausgegeben. Die Paraphrasen erreichten in den Jahren zwischen 1548 und 1551 eine Auflagezahl von 20.000 Exemplaren. Der Grund dafür war, dass in Edwards Regierungszeit ein Erlass alle Kirchgemeinden aufforderte, sich einen Exemplar zur öffentlichen Einsicht anzuschaffen. Da beide Bände sehr kostspielig waren, konnten sich das allerdings nicht alle Gemeinden leisten. Unter Elizabeth wurde die Aufforderung wiederholt.

Im Winter 1545-46 war Catherine außerdem damit beschäftigt, ihr erstes eigenes Werk zu schreiben, „The Lamentation of a Sinner“, Die Klage einer Sünderin. Während die Zeitgenossen Übersetzungen als für Frauen geeignet ansahen, war ein Originalwerk, von einer Frau geschrieben, absolut außergewöhnlich. Außerdem war es ein ausgeprägt protestantisches Buch. Der Papst wird kritisiert und die Rechtfertigungslehre wird als einzige Möglichkeit der Gnade dargestellt. Catherine verwendet nicht den Gegensatz Gesetz/Evangelium, dennoch arbeitet sie mit den Begriffen Sünde/Erlösung. Als Catherine im Sommer 1546 gefährdet war, ließ sie das Buch nicht gleich drucken, sondern wartete bis Herbst 1547. Zu dem Zeitpunkt war sie mit Thomas Seymour verheiratet, und das Buch wurde herausgegeben mit der Hilfe ihrer Freundin, die Herzogin von Suffolk. William Cecil, der spätere erste Minister Elizabeths, ein habiler Humanist, schrieb die Einleitung. Jetzt war sie von Freunden umgeben, die dieses genuin evangelische Werk wohlwollend begleiteten.

Durch ihre Übersetzungen der Arbeit von Erasmus von Rotterdam und ihr eigenes Werk war Catherine zu dem Punkt gelangt, wo sie ihre Stimme erhob und ihren evangelischen Glauben öffentlich bekannte. In diesem Sinne kann man wirklich sagen, dass sie die erste protestantische Königin Englands war.

Kommentar

Catherine war die erste Frau in England, die Prosatexte ausgegeben hat. Es handelte sich meistens um Andachtsbücher.

Der Anfang wurde vielleicht mit einer anonymen Übersetzung der Psalmen aus dem Lateinischen gemacht. Es gehörte zur zeitgenössischen Pädagogik des Lateinstudiums, dass man übersetzte. So lernte man Sprachen, und zwar sowohl moderne als auch die alten Sprachen. Catherine wollte als Erwachsene ihr Latein verbessern. Ihr Seelsorger um 1543-4 war George Day, der frühere Kaplan John Fishers, Bischof von Rochester und Verteidiger von Katharina von Aragon, der von Heinrich 1533 enthauptet worden war. Fisher hatte Paraphrasen (einen Kommentar) zu den Psalmen geschrieben. Catherine übersetzte damit ein katholisches Werk, aber Fisher (wie More, der mit ihm umgebracht wurde) war ein bekannter Humanist. Das Buch, „Psalms or Prayers taken out of the Holy Scripture“ (Psalmen oder Gebete aus der Heiligen Schrift) wurde 1544 erst in Latein ausgegeben, mit einem Gebet von Catherine in Englisch hinten angehängt. Eine Woche später erschien das Buch in Englisch, wiederum mit dem Gebet Catherines, und wurde ein großer Erfolg. Es erschien in zahlreichen Auflagen.

Man kann aus ihren Buchhändlerrechnungen sehen, dass Catherine Parr immer wieder viele schön gebundene Ausgaben der Psalmen gekauft hat. Ein Buch behielt sie selbst bis zu ihrem Tod, die anderen wird sie wohl verschenkt haben.

Bis 1608 wurde die englische Übersetzung der „Psalmen oder Gebete“ 18 mal herausgegeben, manchmal zusammen mit anderen Werken, die Catherine Parr als Verfasserin haben, denn die Psalmen waren erst der Anfang.

Das nächste Buch Catherines war ein kleines Andachtsbuch, „Prayers and Meditations“, das fünf Gebete der Königin enthielt zusammen mit Meditationen, die „Der Nachfolge Christi“ von Thomas à Kempis entnommen waren. Catherine hat wahrscheinlich die englischsprachige Ausgabe von 1530 von Robert Whitford benutzt. Wie in der Vorlage hat sie ganz kurze Absätze gebraucht um die Abkehr von der Welt und die Hinwendung zur Erlösung in Christus zu beschreiben. Auffallend ist, dass die Meditationen bei Catherine absolut geschlechtsneutral formuliert sind, während Thomas sich an den  Mönch als Meditierenden wendet. Bemerkenswert ist auch, dass sie als Autorin genannt wird. Das Büchlein hatte großen Erfolg und erschien in 17 Auflagen bis zur Ende des Jahrhunderts. Trotz der mittelalterlichen Vorlage wurde es von den Lesern anscheinend als genuin protestantisch empfunden, denn nur eine Auflage erschien in der Regierungszeit der Maria Tudor.

In derselben Zeit war Catherine mit der Übersetzung der Paraphrasen zum Neuen Testament von Erasmus von Rotterdam beschäftigt. Der Redakteur des Werkes war Nicholas Udall, aber Catherine war für das ganze Projekt verantwortlich. Sie bewegte Maria Tudor dazu, den Kommentar des Johannesevangeliums zu übersetzen. Allerdings wurde die Prinzessin krank, und ihr Seelsorger musste es für sie fertigstellen. Unter Catherines Aufsicht wurden die vier Evangelien übersetzt und herausgegeben. Der zweite Teil des Werkes wurde von der Herzogin von Somerset, verheiratet mit dem Lord Protector, Edward Seymour, herausgegeben. Die Paraphrasen erreichten in den Jahren zwischen 1548 und 1551 eine Auflagezahl von 20.000 Exemplaren. Der Grund dafür war, dass in Edwards Regierungszeit ein Erlass alle Kirchgemeinden aufforderte, sich einen Exemplar zur öffentlichen Einsicht anzuschaffen. Da beide Bände sehr kostspielig waren, konnten sich das allerdings nicht alle Gemeinden leisten. Unter Elizabeth wurde die Aufforderung wiederholt.

Im Winter 1545-46 war Catherine außerdem damit beschäftigt, ihr erstes eigenes Werk zu schreiben, „The Lamentation of a Sinner“, Die Klage einer Sünderin. Während die Zeitgenossen Übersetzungen als für Frauen geeignet ansahen, war ein Originalwerk, von einer Frau geschrieben, absolut außergewöhnlich. Außerdem war es ein ausgeprägt protestantisches Buch. Der Papst wird kritisiert und die Rechtfertigungslehre wird als einzige Möglichkeit der Gnade dargestellt. Catherine verwendet nicht den Gegensatz Gesetz/Evangelium, dennoch arbeitet sie mit den Begriffen Sünde/Erlösung. Als Catherine im Sommer 1546 gefährdet war, ließ sie das Buch nicht gleich drucken, sondern wartete bis Herbst 1547. Zu dem Zeitpunkt war sie mit Thomas Seymour verheiratet, und das Buch wurde herausgegeben mit der Hilfe ihrer Freundin, die Herzogin von Suffolk. William Cecil, der spätere erste Minister Elizabeths, ein habiler Humanist, schrieb die Einleitung. Jetzt war sie von Freunden umgeben, die dieses genuin evangelische Werk wohlwollend begleiteten.

Durch ihre Übersetzungen der Arbeit von Erasmus von Rotterdam und ihr eigenes Werk war Catherine zu dem Punkt gelangt, wo sie ihre Stimme erhob und ihren evangelischen Glauben öffentlich bekannte. In diesem Sinne kann man wirklich sagen, dass sie die erste protestantische Königin Englands war.

Zum Weiterlesen

M. Dowling: Humanism in the Age of Henry VIII, London 1986.

A. Fraser: The six Wives of Henry VIII, New York 1993.

W. P. Haugaard: Katherine Parr. The Religious Convictions of a Renaissance Queen, in: Renaissance Quarterly, 22 (1969), 140-166.

P. Hogrefe: Women of Action in Tudor England, Ames, Iowa 1977.

E. Ives: Henry VIII, Oxford 2007.

S. E. James: Kateryn Parr. The Making of a Queen, Aldershot 1999.

S. James: Catherine Parr, Henry VIII´s Last Love, Stroud 2008 (gekürzte Ausgabe vom obengenannten “Kateryn Parr” 1999).