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Katharina Melanchthon

Ein Frauenschicksal der Reformationszeit

Ein Beitrag von Stefan Rhein

Katharina Melanchthon

Lebensdaten:

1497 - 1557

Unter weiteren Namen bekannt als:

Katharina Krapp


Beziehungen

Katharina Krapp wurde im Oktober 1497 in Wittenberg als Tochter des Gewandschneiders Hans Krapp geboren. Dass die Familie Krapp zu den führenden Familien Wittenbergs zählte, zeigt sich schon daran, dass ihr Vater seit 1494 das Amt des Bürgermeisters bekleidete. Auch ihr Bruder, Hieronymus Krapp, der den väterlichen Gewandschnitt weiterführte, wurde mehrmals zum Bürgermeister gewählt. Katharinas Mutter trug ebenfalls den Vornamen Katharina und war eine geborene Münzer; sie erreichte das hohe Alter von achtzig Jahren und wurde am 3. Mai 1548 begraben. Melanchthon hatte also seine Schwiegermutter am Ort – von den siebenunddreißig Ehejahren über achtundzwanzig Jahre. Den Schwiegervater lernte Melanchthon nicht mehr kennen, da er drei Jahre vor der Ankunft Melanchthons ins Wittenberg verstarb.

Katharina und Philipp waren beide dreiundzwanzig Jahre alt, als sie in den Stand der Ehe eintraten. Die Zeitangaben sind im Fall von Melanchthons Eheschließung nicht sicher überliefert: Die Verlobung fand um den 26./28. August 1520 statt. Zur Hochzeitsfeier lud Melanchthon für den 27. November ein; „Tag der Trübsale“, so nennt er ihn in einem griechischen und dadurch vor unerwünschten Lesern sicheren Brief an Dominikus Schleupner. Hochzeitsgäste waren Luther, Luthers Eltern samt ihren Töchtern und, so Luther weiter, einige hochgelehrte Männer, also Kollegenfreunde aus Wittenberg und Leipzig. Katharinas Familie, die Mutter, eine (oder zwei) Schwester(n) und vier Brüder, feierten gewiss mit. Luther wollte vielleicht mit der Anwesenheit seiner Familie dem jungen Bräutigam auch das Gefühl der Einsamkeit vertreiben; denn von Melanchthons Familie, die in Bretten wohnte, hatte niemand den weiten Weg nach Wittenberg auf sich genommen, weder die Mutter noch die Geschwister.

Katharina und Philipp hatten vier Kinder, zwei Töchter und zwei Söhne. Die älteste Tochter Anna wurde am 24. August 1522, der älteste Sohn Philipp am 21. Februar 1525; das dritte Kind, Georg, starb dreijährig 1529; Magdalena wurde am 19. Juli 1531 geboren. Nach den Geburten der Söhne ging es Katharina sehr schlecht; nach der Geburt von Magdalena kann Melanchthon schon eine Woche später vermelden: Mutter wohlauf.

Besonders belastet hat die Eltern die unglückliche Ehe ihrer ältesten Tochter Anna. Sie heiratete 1536 im jugendlichen Alter von vierzehn Jahren den doppelt so alten Georg Sabinus, einen vor allem als Dichter hochbegabten Schüler Melanchthons, der einige Jahre als Hausschüler bei Melanchthons gewohnt hatte. Das junge Paar schlägt seine Zelte in Halle, später in Frankfurt an der Oder und Königsberg auf und bekommt sechs Kinder. Anna stirbt wenige Wochen nach der Geburt des Sohnes Albrecht am 27. Februar 1547 – sie ist also erst vierundzwanzig Jahre alt – wohl nicht nur aus körperlicher Schwäche, sondern auch zermürbt von bitteren Streitigkeiten mit ihrem Ehemann, der die seelische Grausamkeit bis zu fingierten Briefen eines erfundenen Liebhabers treibt. Katharina versuchte, ihre Tochter so gut es ging zu unterstützen, reiste zur vierten Niederkunft nach Frankfurt und musste dabei so eilig aufbrechen, dass sie nicht einmal mehr auf die Rückkehr ihres Mannes von der Vorlesung warten konnte. Die Auseinandersetzungen eskalierten – Anna und Sabinus trennten sich zeitweise –, und Melanchthon schreibt einen verzweifelten Brief an Camerarius, dass Sabinus die Familie schon acht Jahre lang auf das Grausamste quäle, und betont das große Leid seiner Frau. Dass Katharina besonders niedergedrückt wurde, war auch dem Freund Camerarius nicht entgangen, der eine Woche zuvor einen herzlichen Gebetswunsch für die geplagte Katharina schickte.

Wirkungsbereich

Katharina wurde durch ihre Heirat Teil eines Haushalts, der sich von dem elterlichen wohl stark unterschied: Das traditionelle Hauskonzept basiert auf der Arbeitsehe, das heißt, Mann und Frau beteiligten sich beide an der Ausübung des „Berufs“, sei es des Kaufmannhandels, sei es des Handwerks oder der bäuerlichen Arbeit. Ganz anders war die Arbeitsorganisation in Haushalten, die sich durch akademisch-universitäre Tätigkeiten finanzierten: Hier war ausschließlich der Mann der Ernährer, während die Frau sich der Küche und den Kindern zu widmen hatte. Die Arbeitsbereiche waren getrennt, die männliche und die weibliche Lebenssphäre erfuhren eine verstärkte Differenzierung. Die Frau wurde in den Binnenbereich des Hauses abgedrängt – strukturell gesehen eine „moderne“ Ehe.

Anfänglich lebte das Paar in einer armen „Bude“, wie Martin Luther bedauernd feststellte. Hier wurden auch alle ihre Kinder geboren. Erst 1536 wurde am gleichen Ort der Grundstein für das schöne Haus gelegt, das bis heute als „Melanchthonhaus“ die Besucher anzieht.

Vor allem eine Eigenschaft verband Katharina und Philipp Melanchthon: ihre Hilfsbereitschaft. Hierin war sie offensichtlich ihrem Mann sehr ähnlich, der bekannt dafür war, sein Geld mit fast unvernünftiger Großzügigkeit auszugeben und zu verschenken. Bisweilen gab es kein bares Geld mehr im Hause Melanchthon. Nicht die Kleinfamilie, sondern die „familia“ als Hausverband war der soziale Alltagsrahmen Melanchthons und seiner Frau. Jahrelang lebte übrigens auch Anna Münsterer als Pflegetochter bei Melanchthons; ihre Mutter war Katharinas Schwester. Das Ehepaar Münsterer starb an der Pest, die im Oktober 1539 in ihrem Haus durch zugereiste Studenten ausgebrochen war. Anna blieb bis zu ihrer Hochzeit mit Ulrich Sitzinger am 20. August 1548 in der Obhut der Familie Melanchthon. Später kämpfte Katharina mit großem emotionalem Einsatz, dass sie ihre Enkelkinder aus der unglücklichen Ehe ihrer ältesten Tochter Anna mit Georg Sabinus behalten durfte. Katharina Sabinus wohnte seit 1544 im Hause Melanchthons, weigerte sich 1549, zu ihrem Vater zurückzukehren, und blieb in Wittenberg bei den Großeltern.

Reformatorische Impulse

Wenig ist von Katharina Melanchthon bekannt, nichts Schriftliches von ihr überliefert. Und doch offenbart sich in den schriftlichen Zeugnissen ihres Mannes eine glaubensstarke und mutige Frau, die in großer Bedrohung ohne Angst und ohne Hadern mit Gott ihrem Schicksal entgegensah. Denn Katharina Melanchthon war lange Jahre von Krankheiten geplagt; 1536 berichtet Melanchthon erstmals von der schweren Leberkrankheit seiner Frau, die bis zu ihrem Lebensende andauerte. Steine quälten sie, außerdem Wassersucht, Fieber und Durchfall. Melanchthon musste 1553 sogar um ihr Leben fürchten und konnte nur noch mit zitternder Hand seine Briefe schreiben. Ihre Glaubensstärke und ihre innere Ruhe linderten in diesen gefährlichen Wochen Melanchthons Schmerz, wie er selbst bekennt. Am Morgen des 31. Mai 1553 erledigte er seine Post am Bett seiner Frau stehend. Die ständigen Krankheiten erschöpften Katharina so sehr, dass sie im Februar 1557 den Tod herbeisehnte. Ihr letzter Kampf begann am 27. September 1557, führte sie durch eine Lebenszeit mit häufigem Erbrechen, Steinen, Fieber, Ohnmacht und war am 11. Oktober um drei Uhr früh beendet. Katharina starb im Alter von sechzig Jahren. Die Trauer um seine verstorbene Frau kehrt in manchen Altersbriefen wieder; häufig tröstet er sich mit dem Lieblingsgebet seiner Frau: „Verwirf mich nicht in meinem Alter, verlass mich nicht, wenn ich schwach werde.“

Kommentar

Wer die Melanchthonhäuser in Bretten und Wittenberg besucht, erfährt viel über das Leben und Werk von Phillip Melanchthon, seinen reformatorischen Impulsen und die zeitgeschichtlichen Begleitumstände. Informationen zu seiner Frau Katharina Melanchthon hingegen sind – allein schon aufgrund der mageren Quellenbasis – spärlich.

Die neu eröffnete Ausstellung im Wittenberger Melanchthonhaus versucht hier, neue Akzente zu setzen und das Alltagsleben der Familie Melanchthon in den authentischen Räumen mit verschiedenen Medien zum Sprechen zu bringen. Denn Reformation ist nicht nur eine binnentheologische Angelegenheit, sondern ein existenzielles Ereignis mit verändernden Wirkungen auf allen Lebensbereichen.

Zum Weiterlesen

H. Ellrich: Frauen der Reformatoren, Petersberg 2012.

S. Rhein: Katharina Melanchthon, geborene Krapp – Ein Frauenschicksal der Reformationszeit, in: S. Rhein/J. Weiß (Hgg.), Melanchthon neu entdeckt, Stuttgart 1997, 164-189.