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57 Jahre, Theologin
Kein Weibergeschwätz
Reformation verstehe ich als einen fortwährenden, vielstimmigen Erneuerungsprozess in der Kirche und in der Gesellschaft, der bis heute andauert.
Schriftkundig, mutig und selbstbewusst trat Argula von Grumbach einer von Männern dominierten Universitätstheologie entgegen, das gefällt mir. Von den frühen Lutherschriften und reformatorischen Ereignissen fühlte sie sich ermächtigt, der eigenen Bibelinterpretation zu trauen und öffentlich dafür einzutreten. Das ermutigt mich heute, beispielsweise für eine Rede von Gott und Heiligem Geist einzutreten, die nicht auf männliche Redeformen festgelegt ist. Argula von Grumbach wollte bei ihrer Überzeugung bleiben, selbst wenn Luther widerrufen hätte, das nenne ich glaubensstark und selbstbewusst. Obwohl sie keiner Antwort seitens der Universität oder des regierenden Herzogs gewürdigt wurde und auch in der Familie alleine mit ihrer Überzeugung da stand, fühlte sie sich nicht allein, sondern in einer Solidargemeinschaft von Frauen, die an ihrer Stelle schreiben und argumentieren würden, falls es ihr nicht mehr möglich war. Auf dieses Netzwerk solidarischer Frauen stütze ich mich auch heute, wenn es gilt, im Erneuerungsprozess von Kirche und Gesellschaft den langen Atem zu bewahren. Einen dritten Aspekt möchte ich mitnehmen: Keine Gewaltanwendung, weder physische noch psychische, wenn es um Dinge des Glaubens und der Religion geht. Dazu gehört für mich eine klare Verurteilung z.B. der späten Lutherschriften gegen die Juden, mit denen in der Geschichte bis hin zur Nazi-Herrschaft immer wieder Judenvertreibung und –vernichtung legitimiert wurden.
Wenn ich mir die Aufschrift der Gedenkmünze der Argula von Grumbach in Erinnerung rufe, dann klingt verständlicherweise ein gerütteltes Maß an Verbitterung durch. Ich wünsche mir, nicht bitter zu werden oder zu verzweifeln, angesichts von Ungerechtigkeit und Gewalt, von persönlichen Verletzungen und Enttäuschungen. Den Menschen und dem Leben möchte ich erwartungsvoll zugewandt bleiben, immer auf Veränderung und Wandel hoffend, auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht.