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Margareta von Treskow

Ländlicher Widerstand gegen altgläubige Religionspolitik

Ein Beitrag von Dorothee Kommer

Margareta von Treskow

Lebensdaten:

Um 1500 - nach 1548

Unter weiteren Namen bekannt als:

Margareta von Krüsicke


Beziehungen

Margareta von Treskow, geb. von Krüsicke, lebte im Dorf Bukow im Jerichower Land. Sie war die Witwe von Joachim von Treskow, der zwischen 1526 und 1530 verstarb und sechs minderjährige Kinder hinterließ. Als Witwe übte Margareta von Treskow stellvertretend für ihre erbberechtigten minderjährigen Kinder die an ihre Adelsgüter gebundenen Rechte und Pflichten aus. Dazu gehörte auch das Patronatsrecht, das insbesondere darin bestand, für den pfarramtlichen Dienst an der Ortskirche einen Geistlichen auszuwählen und dem Bischof zur Amtseinsetzung vorzuschlagen. Dieser Aufgabe kam Margareta von Treskow in ihrem Wohnort Bukow nach. Sie wählte als Pfarrer für Bukow Michael Topp aus, der daraufhin auf die dortige Pfarrstelle eingesetzt wurde. Im Einverständnis mit Margareta von Treskow predigte Michael Topp in Bukow reformatorisch und teilte das Abendmahl in beiderlei Gestalt aus. Mit der Auswahl dieses reformatorischen Pfarrers führte Margareta von Treskow somit die Reformation in Bukow ein. Margareta von Treskow kam durch Schriften von Martin Luther in Kontakt mit der Reformation. Durch diese Lektüre sei es ihr mit der reformatorischen Überzeugung so ernst gewesen, „das sie auch selbst auff den Weg sich gemacht/ nach Wittenberg gereiset/ und mit dem Herrn Luthero sich der Lehre halben befraget hat“ (Kemenitz 1603: C3v). Margareta von Treskow hatte auch Kontakt zu Luthers Mitarbeiter Nikolaus von Amsdorf, der ein Vorwort zu ihrer Flugschrift verfasste und mit dem sie in Briefkontakt stand. Ihre 1534 erschienene Flugschrift richtete Margareta von Treskow an den für Bukow zuständigen Havelberger Bischof Busso von Alvensleben. Dieser hatte gegen den Bukower Pfarrer Michael Topp wegen seiner reformatorischen Predigt einen Strafprozess angestrengt und ihn gefangen nehmen lassen. Mit ihrer in niederdeutscher Sprache verfassten Flugschrift setzte sich Margareta von Treskow bei Bischof Busso für die Freilassung von Michael Topp ein. Für dieses Vorgehen hatte sie Unterstützung in ihrer adligen Verwandtschaft, denn sie bot Bischof Busso an, aus diesem Personenkreis zwei oder drei Bürgen für Michael Topp aufzubieten (vgl. Treskow 1534: [B8]v). Andere Personen waren auf Betreiben Margaretas von Treskow schon vor der Abfassung ihrer Flugschrift als Bürgen und Vermittler im Fall Topp tätig geworden. So erwähnt Margareta von Treskow in ihrer Flugschrift einen Vermittlungsversuch zweier anhaltinischer Fürsten in Zerbst (vgl. Treskow 1534: B3r). Auch Kardinal Albrecht von Mainz, der der weltliche Landesherr Margaretas von Treskow war, hatte sich demnach für sie eingesetzt, indem er Bischof Busso empfohlen hatte, den Prozess gegen Topp wegen Geringfügigkeit einzustellen (vgl. Treskow 1534: B3v). Dies ist vorstellbar, denn trotz seiner altgläubigen Haltung lehnte Kardinal Albrecht härtere Maßnahmen gegen Anhänger der reformatorischen Lehre ab. Zudem hatte er persönliche Verbindungen zur Familie von Treskow, die zur Ritterkurie des Erzstifts Magdeburg gehörte und im Domkapitel war. Joachim von Treskow, der älteste Sohn Margaretas von Treskow, war Page am Hof von Kardinal Albrecht (vgl. Möncke 1997: 183; Kemenitz 1603: C3v-[D1]r).

Wirkungsbereich

Die Gelegenheit, an ihrem Wohnort Bukow die Reformation einzuführen, ergab sich für Margareta von Treskow dadurch, dass sie als Witwe stellvertretend für ihre minderjährigen Kinder das Recht hatte, für Bukow einen Pfarrer auszuwählen und vorzuschlagen. So fiel ihre Wahl auf Michael Topp, der nach seiner Amtseinsetzung durch den Bischof im Einverständnis mit Margareta von Treskow in Bukow reformatorisch predigte und das Abendmahl in beiderlei Gestalt austeilte. Ähnliches geschah laut dem Chronisten Gebhard von Alvensleben auch an anderen Orten im Erzstift Magdeburg. Er berichtet von „etlichen von Adel, so ungeachtet ihres Herren Verbot und Ungnade sich zu der evangelischen Religion bekannt und evangelische Prediger vociret, unter denen Andreas von Meyendorf zu Ummendorf, Joachim von Alvensleben zu Eichenbarleben, Matthias von der Schulenburg zu Altenhausen und Joachim von Treskow zu Buckow Wittwe Margarethe von Krosigkin, wo nicht die ersten, doch gewiß unter den ersten gewesen“ (zitiert nach Hertel 1880: 417). Somit war eine auf einzelne Orte beschränkte Einführung der Reformation auch in altgläubigen Territorien wie dem Erzstift Magdeburg möglich, stand aber immer in der Gefahr, von altgläubigen Autoritäten wieder unterbunden zu werden. Dies ereignete sich in Bukow durch den Strafprozess Bischof Bussos gegen den von Margareta von Treskow ausgewählten Pfarrer Michael Topp. Laut Nikolaus von Amsdorfs Vorwort zur Flugschrift Margaretas von Treskow war Michael Topp im Herbst 1534 schon über ein Jahr lang ein Gefangener des Bischofs (vgl. Treskow 1534: [A1]v). In dieser Zeit hatte Margareta von Treskow ihre Beziehungen zu den Fürsten von Anhalt und zu Kardinal Albrecht von Mainz genutzt und diese einflussreichen Personen dafür gewinnen können, im Fall Topp zwischen ihr und Bischof Busso zu vermitteln (vgl. Treskow 1534: B3r-v). Diese Vermittlungsversuche waren jedoch gescheitert.

Margareta von Treskow nutzte daraufhin das neue Medium der Flugschrift, um eine größere Öffentlichkeit auf den Prozess gegen Michael Topp aufmerksam zu machen. Sie verfasste ihre Flugschrift in der Form eines offenen Briefs an den Havelberger Bischof Busso von Alvensleben, in dem sie den Bischof um Freilassung ihres Pfarrers bittet und darlegt, welche Härte es für eine Gemeinde bedeutet, keinen Pfarrer zu haben. Der Bischof möge ihr anhand der Bibel die Irrtümer der reformatorischen Lehre und Praxis aufzeigen. Für diese Flugschrift verfasste Nikolaus von Amsdorf ein Vorwort, das im Gegensatz zum Haupttext der Flugschrift nicht in niederdeutscher, sondern in hochdeutscher Sprache abgefasst ist. Dieses Vorwort war für den Magdeburger Drucker Michael Lotter offenbar so bedeutsam, dass er allein Amsdorfs Name auf den Titel der Flugschrift setzte. Der Name der eigentlichen Autorin erscheint erst ganz am Ende der Flugschrift, wo sie sich vorstellt als „Margareta moder Margareta Jochim van Treskaw yn Godt seliger nagelaten wedwe“ (Treskow 1534: [B8]v).

Margareta von Treskow verfasste außer dieser Flugschrift noch andere reformatorische Schriften. Am Ende ihrer Flugschrift kündigt sie eine weitere Schrift an „van dem worde Gades/ der hilligen kercken/ eren Sacramenten unde unsen louen“ (Treskow 1534: [B8]v). Im 17. Jahrhundert wird von ihr berichtet, „das sie auch von allen streitigen Artickeln der Religion mit eygener Hand grosse Buecher geschrieben hat“ (gleichlautend bei Kemenitz 1603: [C4]r und Gebhard von Alvensleben, zitiert nach Hertel1880: 418). Während 1603 diese Schriften „noch fuerhanden sind“ (Kemenitz 1603: [C4]r), schreibt der Chronist Gebhard von Alvensleben einige Jahrzehnte später, sie seien „durch Unseligkeit der Zeiten von abhanden kommen“ (zitiert nach Hertel 1880: 418). Offensichtlich fielen diese Schriften somit dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer.

Wie der Prozess um Michael Topp ausgegangen ist, lässt sich nicht mehr im Einzelnen nachvollziehen. Jedoch muss es offensichtlich eine Lösung gegeben haben, die es Margareta von Treskow bis zum Jahr 1549 ermöglichte, für reformatorische Pfarrer in Bukow zu sorgen.

1549 wurde mit Johann Schulde wieder ein reformatorischer Geistlicher, der auf Betreiben Margaretas von Treskow Pfarrer in Bukow geworden war, gefangen genommen. Im Zusammenhang mit diesem Konflikt wandte Margareta von Treskow sich ratsuchend an Nikolaus von Amsdorf, der ihr am 2. Juni 1549 brieflich antwortete. Zu diesem Zeitpunkt stand ihr ältester Sohn Joachim, der ihre reformatorischen Überzeugungen teilte, offenbar kurz vor der Mündigkeit, denn Amsdorf erwähnt in seinem Antwortbrief auch ihn: „wolt auch euch und ewerem Sone gerne weielich rathen“ (Amsdorf 1549: 207v). Die sehr persönliche und herzliche Anrede Nikolaus von Amsdorfs an Margareta von Treskow als „meiner guthen freundin“ (Amsdorf 1549: 207v) lässt keinen Zweifel daran, dass es neben diesem Brief und dem Flugschriftvorwort noch weitere Kontakte und Korrespondenz zwischen Margareta von Treskow und Nikolaus von Amsdorf gegeben haben muss. In seinem Brief schreibt Amsdorf an Margareta von Treskow, sie dürfe das Interim nicht annehmen und nicht ihr Einverständnis zu einem altgläubigen Pfarrer geben. Johann Schulde kam 1552 auf Vermittlung von Fürst Wolfgang von Anhalt frei und war wieder als Pfarrer in Bukow tätig. Joachim von Treskow, der älteste Sohn Margaretas von Treskow, war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. Erbberechtigt war nun ihr Sohn Hans, der kein Anhänger der Reformation war. Als er mündig wurde, machte er die von seiner Mutter in Bukow eingeführte Reformation rückgängig: „Den von seiner Mutter Barbara (sic) eingesetzten Pfarrer Schulze verjagte er und setzte Andreas Müller an seine Stelle, der aber nach der Kirchenvisitation 1563 auf Antrag der Kommission als gänzlich unzulänglich abgeschafft werden mußte. Als die Bauern zu dem alten Pfarrer, der eine neue Stelle auf dem Nachbargut Groß Wudicke erhalten hatte, zum Abendmahl gingen, ließ Hans mehrere deren aufgreifen und elf Tage in den Stock gespannt sitzen. Auf die Klagen der Bauern erfolgte eine scharfe Vermahnung des evangelisch erzogenen Erzbischofs Sigismund, ‚gegen die Leute nicht so tyrannisch zu verfahren, sonst wollen wir dich zum Nächsten wieder bei dem Kopf nehmen und versuchen, ob wir dein zugleich und Rechtes mächtig sein können‘“ (Tresckow 1920: 39).

Reformatorische Impulse

Margareta von Treskow setzte reformatorische Impulse, indem sie für ihren Wohnort Bukow reformatorische Pfarrer präsentierte und diese mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützte, wenn sie mit altgläubigen Autoritäten in Konflikt gerieten. In diesem Zusammenhang verfasste sie auch ihre 1534 erschienene Flugschrift, in der sie den Havelberger Bischof Busso von Alvensleben um Freilassung des Bukower Pfarrers Michael Topp ersucht. Aufgrund dieser Abfassungssituation war es ihr in ihrer Flugschrift nicht möglich, so klar Stellung gegen die altgläubige Seite zu beziehen, wie dies z. B. die Flugschriftenautorinnen Argula von Grumbach oder Ursula Weyda getan hatten. So bezeichnet sie den Bischof in ihrer Schrift durchgängig als lieben Vater und Hirten und stellt seine Autorität nicht in Frage, um ihr Anliegen nicht zu gefährden. Ihre reformatorischen Überzeugungen bringt sie dennoch zum Ausdruck, wobei sie sich darum bemüht, diese als eigene Anliegen des Bischofs darzustellen. So sei es Bischof Bussos Aufgabe, den ihm anvertrauten Christen das Evangelium zugänglich zu machen. Falls es unter den ihm anvertrauten Christen Irrtümer gebe, sei es seine Aufgabe, diese Christen anhand des Wortes Gottes ihrer Irrtümer zu überführen (Treskow 1534: [B6]v-[B7]r). Ohne Pfarrer seien die Wortverkündigung und die Sakramentsverwaltung in der Gemeinde nicht gewährleistet und somit das Heil der Gemeinde in Gefahr. Anhand von Bibelstellen führt Margareta von Treskow aus, warum die Verkündigung des reinen Evangeliums so wichtig sei und das Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert werden solle. Zum Gebrauch der deutschen Sprache führt sie als Bibelbeleg die Vielsprachigkeit der Urgemeinde an. Obwohl die Autorin die altgläubige Ämterlehre nicht in Frage stellt, um ihr Anliegen nicht zu gefährden, findet sich bei ihr auch die reformatorische Lehre vom Priestertum aller Getauften. Beim Sakrament der Taufe thematisiert Margareta von Treskow die Nottaufe, die Mütter in Ermangelung eines Ortspfarrers an ihren Kindern vollziehen, die sonst regulär von einem Pfarrer hätten getauft werden können. Weltweit gälten diese Frauen nicht als Ketzerinnen, obwohl sie das Sakrament der Taufe vollzögen (vgl. Treskow 1534: B1v). Am Beispiel der Nottaufe konkretisiert Margareta von Treskow somit die Lehre vom Priestertum aller Getauften, indem sie das priesterliche Wirken der die Nottaufe vollziehenden Frauen in den Blick rückt. Andererseits ist für sie gerade die Nottaufe ein drängendes Beispiel dafür, warum ohne Pfarrer das Heil der Gemeinde gefährdet sei, denn Notgetaufte erhielten keine kirchliche Bestattung, sondern wurden außerhalb des Friedhofs beigesetzt.

Kommentar

Margareta von Treskow nutzte die rechtlichen Möglichkeiten, die sie als Witwe stellvertretend für ihre erbberechtigen Kinder hatte, um an ihrem Wohnort Bukow die Reformation einzuführen. Für die auf ihr Betreiben in Bukow eingesetzten reformatorischen Pfarrer mobilisierte sie in Konfliktfällen ihre Kontakte zu Adligen und Fürstenhäusern. Als ihr Sohn Hans mündig wurde, musste sie allerdings erleben, dass er die Einführung der Reformation in Bukow wieder rückgängig machte. Über Bukow hinaus wirkte Margareta von Treskow durch ihre Schriften, von denen heute lediglich ihre 1534 verfasste, an den Havelberger Bischof Busso von Alvensleben gerichtete Flugschrift erhalten ist.

Zum Weiterlesen

Quellen:
N. von Amsdorf: Der Erbarn frawen Margreta Joachim von Treskaw Zu Bugckaw nachgelassene witfraw meiner guthen freundin, 1549 (ungedruckter Brief, vorhanden in der Universitätsbibliothek Tartu, Mscr 43, 207v-209v).
S. Kemenitz: LeichPredigt. Zu dem begraebnis der Edlen Ehren unnd Tugentreichen Frauwen catharina von Treßkowen […], Magdeburg 1603.
M. von Treskow: Ein Sendebreff einer Erbaren frowen/ van wegen eres gefangenen Parheren/ An den Bischop tho Hauelberg/ Mit einer klenen voerrede Niclas Ambsdorffs, Magdeburg 1534.
Sekundärliteratur:
L. Haase: Mutig und glaubensstark. Frauen und die Reformation, Leipzig 2011, [bes. 142-148].

G. Hertel: Zur Geschichte der Reformation im Erzstift Magdeburg, in: Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg 15 (1880), 416-420.

D. Kommer: Reformatorische Flugschriften von Frauen. Flugschriftenautorinnen der Reformationszeit und ihre Sicht von Geistlichkeit (AKThG 40), Leipzig 2013 [bes. 214-234].

G. Möncke: Margareta von Treskow, eine unbekannte Flugschriftenverfasserin der Reformationszeit, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 108 (1997), 176-186.

H. von Tresckow: Familien-Geschichte derer von Tresckow, Potsdam-Wildpark 1920, in: W. U. von Treskow: Chronik der Familie von Treskow, Dülken 1956/59, 11-284.