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Katarzyna Sydonia

Eine Frau aus der Zeit der Reformation im Teschener Herzogtum

Ein Beitrag von Aleksandra Błahut-Kowalczyk; Übersetzer: Daniel Bruell

Katarzyna Sydonia

Lebensdaten:

1550 - 1594

Unter weiteren Namen bekannt als:

Sidonie Katharina Forgách (von Sachsen-Lauenburg)


Beziehungen

Um Katarzyna Sydonia in ihrer Zeit besser zu verstehen, ist ein knapper Überblick über die Geschichte des Teschener Herzogtums hilfreich. Schlesien wurde in den entstehenden polnischen Staat ca. 990 durch den Fürsten der Polanen, Mieszko den Ersten, dem ersten historisch nachweisbaren Herrscher aus der Dynastie der Piasten, eingegliedert. Ca. 1290 entstand das selbständige Teschener Herzogtum, unter der Herrschaft von Mieszko I., des ältesten Sohnes des Oppeln-Ratibors Herzogen Władysław I. Der neue Herrscher schuf die verwaltungsgemäßen und wirtschaftlichen Grundlagen seines Kleinstaates und bestimmte die Hauptausrichtung der Politik, welche die Annäherung an das immer stärker werdende Königreich Tschechien beinhaltete. Das 14. und das 15. Jahrhundert war für Teschen und das Herzogtum eine Zeit der Stabilisierung der Herrschaft und des Ausbaus der Stadt, zu dem der verfassungsmäßige Aufbau der Stadt gehörte, die nach dem Magdeburger Recht verwaltet wurde, mit Bürgermeister und mit dem Stadtrat (1364). In diese Zeit fiel der Umbau des Schlosses in eine gemauerte, gotische Residenz und die Einrichtung der lokalen Münzprägeanstalt. Die älteste bekannte teschener Münze – ein Haller, geprägt durch den Herzog Przemyslaw – stammt aus dem Jahre 1384. Es war eine Zeit der wirtschaftlichen Blüte: der Stadt wurden zwei Brauereien verpachtet, ein Obdachlosenasyl wurde errichtet, das sog. Bürgerkrankenhaus (in der Nähe der heutigen Sankt Georg-Kirche). Es wurde eine städtische Badeanstalt eingerichtet, mit der Maßgabe, dass die mittellosen Bürger von Teschen dort kostenlos(!) baden konnten, es wurde der neue Marktplatz errichtet, das Rathaus gebaut, die Stadtmauern hochgezogen. Die Bürger der Stadt erwarben das Monopol auf Wein sowie auf das Brauen und den Ausschank von Bier in 42 Ortschaften (1523). Es war eine Zeit, in der die zahlreichen städtischen Privilegien und die fürstliche Macht gestärkt und erweitert wurden. In diesem wirtschaftlichen, sozialen und politischen Umfeld lebte und wirkte Katarzyna Sydonia.

Die Spur der biografischen Fäden der für die Reformation des Teschener Herzogtums verdienten Frau führt zu ihrem Ehemann und zu der Geschichte des Landstriches, über welchen er regierte. Denn die Einführung der Reformation im Herzogtum Teschen ist unauflöslich mit dem Namen des Ehemanns von Katarzyna, Waclaw III (im Folgenden Waclaw-Adam genannt), verbunden. Mit seiner Entscheidung für das Luthertum und für die Einführung der Reformation in seinem Herzogtum war der Grundstein für das Wirken von Katarzyna Sydonia gelegt.

Der Herzog Waclaw-Adam (1524-1579) wurde einige Monate nach dem Tode seines Vaters, Waclaw II., geboren. In seiner frühen Kindheit hat ihn sein Großvater erzogen, der Herzog Kazimierz. Nach seinem Tode übernahm die Fürsorge des jungen Herzogs der tschechische Magnat, Jan von Pernstein, der für diesen Dienst eine Eheschließung zwischen seiner Tochter Maria mit Waclaw-Adam versprochen bekam. Jan von Pernstein war ein entschiedener Fürsprecher der Böhmischen Brüder.

Entscheidend für die Annahme der reformatorischen Ideen im Herzogtum Teschen war die Durchführung der Reformation in den anderen schlesischen Fürstentümern. So wurde die Stadt Breslau im Jahre 1524 evangelisch, das legnicko-brzesko-wolowskie Fürstentum war seit 1521 und das ziębicko-oleśnickie Fürstentum seit 1536 evangelisch. Im Herzogtum Teschen gab es schon Anfang der dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts über 40 evangelische Kirchen mit deutschsprachigen und mit slawischen Gottesdiensten. Eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Reformation spielten dort die beiden Onkel des Herzogs Waclaw-Adam, der legnicko-brzesko-wolowski Fürst Friedrich II. (1499-1547) und der Markgraf Jerzy von Ansbach Hohenzollern (1484-1543), ein Freund Luthers und Mitunterzeichner des Augsburger Bekenntnisses. Bis 1540 wurde Waclaw-Adam auf dem kaiserlichen Hof in Wien ausgebildet. Am 10. Februar jenes Jahres heiratete er gemäß der Verpflichtung seines Großvaters, Maria von Pernstein (?-1566).

Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete Waclaw-Adam am 25. November 1567 Katarzyna Sydonia, die Fürstin von Sachsen, Engern und Westfalen, die Tochter des sächsischen Fürsten zu Lauenberg, Franz I. Durch diese Eheschließung stärkte Waclaw-Adam seine dynastischen Bande mit führenden evangelischen Fürstenhäusern – mit den fränkischen und brandenburgischen Hohenzollern, mit den sächsischen Wettinern, mit liegnitzer Piasten. Er knüpfte auch enge Kontakte zu geistlichen und intellektuellen Zentren des evangelischen Lebens und schloss durch die Einführung der Reformation das Herzogtum Teschen an die damaligen protestantischen Gebiete an. Katarzyna Sydonia gebar drei Söhne und drei Töchter: Christian August (1570-1571), Adam Waclaw (1574-1617), Jan Albrecht (1578-1579), Anna Sybilla (1573-nach 1602), Maria Sydonia (1572-1587) und ein drittes, unbekanntes Mädchen, das schon als Baby verstarb. Von den Kindern von Waclaw-Adam und Katarzyna Sydonia überlebte lediglich Adam Waclaw (1574-1617) den Vater, der im Jahre 1579 verstarb.

Mit Einverständnis des Kaisers Rudolf II. übernahm die Herzogin Katarzyna Sydonia im Namen des minderjährigen Adam Waclaw die Regentschaft im Herzogtum und sie vertraute ihren Sohn zur Erziehung im Geiste des Luthertums dem Hof ihres Verwandten, dem sächsischen Kurfürsten Christian an. 1586 heiratete die Herzogin erneut, sie ehelichte den Grafen Emerich Forgach, der abwechselnd in Trenczyn und in Teschen residierte. Dank dieser Eheschließung hat Katarzyna Sydonia dazu beigetragen, dass Kontakte zu den Lutheranern in Oberungarn (Slowakei) geknüpft wurden. Denn der Graf Emerich gehörte zu den Kreisen der nordungarischen Humanisten und war mit den führenden ungarischen, slowakischen und deutschen Familien verwandt, die sich für das Werk der Reformation einsetzten. Über die letzten Jahre ihres Lebens, einer wohlgeborenen Frau, zweimal verheiratet, Mutter von sechs Kindern, von denen nur ihr Sohn Adam Waclaw (gestorben 1617) und ihre Tochter Anna-Sybilla (gestorben nach 1602) sie überlebt haben, ist wenig bekannt. Katarzyna Sydonia stirbt 1594 und wird im Kloster von Leubus in Niederschlesien beigesetzt, wo viele schlesischen Piasten ruhen. Sie hat nicht mehr miterlebt, was sich in ihrem Herzogtum später ereignet hat. 1611 konvertiert ihr Sohn Adam Waclaw zum katholischen Bekenntnis und führt im Herzogtum Teschen die Gegenreformation ein.

Wirkungsbereich

Die spärlichen biografischen Notizen zum Leben und Wirken von Katarzyna Sydonia belegen, dass sie die Reformation im Herzogtum Teschen intensiv gefördert hat. Sie stützte sich auf dem Lebenswerk ihres Mannes, Waclaw-Adam und sorgte dafür, dass der Gedanke der Reformation im Herzogtum Teschen fortdauerte und sich entwickeln konnte. Sie hat mit starker Hand regiert, von der Sorge um ihre Untertanen beseelt, hat sie Zucht und Ordnung eingeführt. Diese Ordnung wollte sie vor allem in der Kirche und in der Schule sehen. Grundlage für die Kirchenordnung der Katarzyna Sydonia bildete die Kirchenordnung von Waclaw-Adam, herausgegeben durch ihren Mann im Jahre 1568. Zu dieser Zeit wurden zum ersten Mal die dogmatischen Grundlagen des kirchlichen Lebens bestimmt, es wurden die Fragen der Pfarrwahl erörtert, die Fragen der in der Kirche und Schule verwendeten Sprache, es wurde die Art der Durchführung der Schulvisitation festgelegt, der Verwaltung der kirchlichen Finanzen, der Fürsorge für die Bedürftigen. Da Katarzyna Sydonia die Diskrepanz zwischen dem Buchstaben des Gesetzes und der Alltagswirklichkeit wahrnahm, beschloss sie, an die Ordnungen zu erinnern, sie zu ergänzen und das Nichtbefolgen mit Strafen zu belegen. Die Herzogin hat ihr Werk auf der Grundlage des schriftlichen Materials verfasst, welches ihr die Ratsherren und die Stadtbürger geliefert haben. Trotz der Tatsache, dass die Hauptgrundlage der Agende der Text war, der von Waclaw-Adam 1568 herausgegeben wurde, war die Kirchen- und Schulordnung von Katarzyna Sydonia, welche im Jahre 1584 erschien, in vielerlei Hinsicht etwas Neues und Fortschrittliches. Sie unterscheidet sich von der Ordnung des Waclaw-Adam vor allem in der Sprache. Der Herzog hat sein Werk in der tschechischen Sprache verfasst, Katarzyna Sydonia schrieb hingegen auf Deutsch. Im 16. Jahrhundert war Tschechisch die Amtssprache im Teschener Schlesien, aber seit dem Ende des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert begann die deutsche Sprache immer mehr an Einfluss zu gewinnen, so dass sie im darauffolgenden Jahrhundert zur offiziellen Amtssprache wurde.

Der zweite bedeutende Unterschied zwischen beiden Ausgaben betrifft ihren Umfang. Die Kirchen- und Schulordnung der Katarzyna Sydonia hat fast den doppelten Umfang. Die Herzogin ergänzte und erweiterte nicht nur Paragrafen, welche von ihrem Mann verfasst wurden, sondern sie fügte fünf neue Artikel hinzu, welche wesentliche Fragen im kirchlichen Bereich berühren. Folgende Artikel fügte sie neu hinzu:

1.           Von Probsten, den Dienern der Kirche und der Schule

2.           Von der Wahl der Prediger und der Diener der Kirche

3.           Von dem Kirchenschatz

4.           Schulvisitation

5.           Schlussanmerkungen der Katarzyna Sydonia

 

Katarzyna Sydonia beginnt ihre Ordnung mit der Einführung einer Art von Disziplin unter den Geistlichen. Der Ton, in dem sie schreibt, lässt erkennen, dass sie entschlossen ist, um jeden Preis eine angemessene Zucht unter den Geistlichen einzuführen. Sie rügt ihre Streitigkeiten, gegenseitigen Anklagen und Beleidigungen, mit denen sie sich gegenseitig von den Kanzeln(!) herab beschimpfen. Sie erinnert die Geistlichen an ihre Berufung: ihr Hauptanliegen soll die Verkündigung des Wortes Gottes sein und sie sollen deshalb in erster Linie ein gutes Vorbild sein. Sie verbietet ihnen, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen, empfiehlt ihnen eine demütige Haltung, sie sollen ihre Zunge hüten. Sie benennt die zwei – ihrer Meinung nach wichtigsten – Bücher für das Luthertum: Das Augsburger Bekenntnis und den Katechismus Luthers.

Katarzyna Sydonia vertraut die Pfarrwahl den weltlichen Behörden, dem Stadtrat, an und behält sich lediglich das Recht der Ernennung vor. Sie erwähnt die aktive Rolle der Gemeinde bei der Pfarrwahl, aber sie bestimmt das Wahlverfahren nicht näher. In Bezug auf die Schulbediensteten sieht die Herzogin dasselbe Verfahren vor. In den Dörfern haben die Gutsherren das Patronatsrecht. Im Herzogtum Teschen wurde im 16. Jahrhundert keine Ordination vorgenommen. Diese wurden vorgenommen in Wittenberg, in Brieg oder in Liegnitz. Die städtischen, wohlhabenden Gemeinden schickten ihre Pfarrer zur Ordination nach Wittenberg, dörfliche Gemeinden nach Brieg und Liegnitz. Zum überwiegenden Teil waren es frühere Lehrer und Stadtschreiber.

Die Überschrift des dritten Artikels, der in der Kirchenordnung von Waclaw-Adam fehlte, übernahm Katarzyna Sydonia aus dem Markusevangelium. Es ist ein Wort aus Mk 12,41 aus dem Gleichnis vom Scherflein der Witwe, und zwar „Gotteskasten“, was „kirchliche Schatzkammer“ heißt. Die Herzogin beruft sich auch auf Luther, der sich im Jahre 1523 zum Thema des kirchlichen Vermögens und der angemessenen Art der Verwaltung der öffentlichen Gelder in der Schrift „Von Verordnung eines gemeinen Kastens“ äußerte. Der Reformator empfiehlt, eine kirchliche Kasse einzurichten und ein sie verwaltendes Gremium (zwei Freiherren, zwei Ratsherren, 3 Bürger, 3 Bauern) einzuberufen. Das gemeinsam zu verwaltendes Vermögen soll vor allem für die Bedürftigen eingesetzt werden, aber auch für den Unterhalt des Pfarrers, der kirchlichen Gebäude, der Schulen und Lehrer verwendet werden.

Katarzyna hat zudem einen besonderen Fond für die Armen eingerichtet. Die Herzogin und früher ihr Mann haben sich sehr um die bedürftigsten Bürger ihrer Stadt gekümmert. In der Zeit der Epidemien, die Teschen und Umgebung in den Jahren 1570 und 1585 (1570 eine nicht näher bestimmte Epidemie, 1585 die Pest) heimgesucht hatten, besuchten sie persönlich die Kranken und versuchten ihnen zu helfen.

Doch zurück zur Verwaltung des kirchlichen Geldvermögens: Katarzyna Sydonia schuf mit ihrer Kirchenordnung die Grundlagen für die künftige presbyteriale Ordnung der einzelnen Gemeinden. Sie hat auch das Prinzip eingeführt, dass der neue Probst keine geringeren Bezüge als sein Vorgänger erhält (die gilt im Teschener Schlesien bis heute).

Die Schulangelegenheiten beschrieb die Herzogin mit der vielsagenden Überschrift: „Schulvisitation“. Schulen, die mit der Absicht gegründet wurden, dort das Wort Gottes, die Sprache, die Zucht und Tugend zu vermitteln, wurden der Geistlichkeit und dem Stadtrat unterstellt. Die üblichen Visitationen und jene, die mit einem Examen das jeweilige Halbjahr abschlossen, beurteilten nicht nur die Fortschritte der Schüler, sondern auch die Qualifikationen der Lehrer, von welchen eine entsprechende Bildung und eine tadellose moralische Haltung verlangt wurde. Die Schulordnung der Katarzyna Sydonia kennt noch keine Schulpflicht, im Gegenteil, die Herzogin ist der Auffassung, dass die Schule ein Gut ist, welches nur die Würdigen gebrauchen sollten.

Der letzte neue Artikel von Katarzyna Sydonias Kirchen- und Schulordnung unter der Überschrift „Schlussanmerkungen der Katarzyna Sydonia“ umfasst Belehrungen und eindeutige Worte, welche die Verbindlichkeit der von ihr ausgegebenen Agende unterstreichen und für den Fall der Nichtbeachtung eine Strafe sowie Amtsenthebung androhen. Abschließend ist der Ort und das Datum der Verkündigung dieser Ordnung angegeben: Das ist Teschen, den 20. April 1584. Unter dem Dokument befindet sich die Unterschrift und das fürstliche Siegel: Sydonia Katarzyna, Teschener Herzogin Witwe.

Im Jahr 1585 überließen die teschener Bürger der Herzogin ein Grundstück für den Bau einer neuen Kirche, die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit (sie dient der Gläubigen bis heute, seit 1654 als römisch-katholische Kirche). Im Gegenzug schenkte Katarzyna Sydonia der Stadt Land für den Friedhof, der für die Opfer der Pest bestimmt war (gegenwärtig eine Parkanlage, die in der Tradition der alten Teschner „Der Ort der Verpesteten“ genannt wird).

Reformatorische Impulse

In der Person von Katarzyna Sydonia begegnet eine Frau der Reformationszeit, die die Reformation im Herzogtum Teschen maßgeblich gestaltet hat. Ihr Werk  „Kirchenordnung der Katarzyna Sydonia“ ist ein einmaliges und beredtes Zeugnis, dass auch Frauen zu der Etablierung der Reformation Entscheidendes beitrugen. Mit der von ihr verfassten Kirchenordnung prägte sie das kirchliche Leben in all seinen Bezügen im Herzogtum Teschen.

Trotz der späteren, geschichtlichen Wirren des Dreißigjährigen Krieges, der religiösen Verfolgung, der Stadtbrände und der Dezimierung der Stadtbevölkerung durch die Epidemien zeitigt das Werk der Katarzyna Sydonia dauerhafte Früchte. Dieses Werk ist der Bezugspunkt zum Überdauern der schwierigsten Zeiten und diente später zur Stabilisierung des Evangelischen in Cieszyn und in seiner Umgebung, angefangen von Bau (1709-1750) der Gnadenkirche, der Jesuskirche, die die Mutter Kirche vieler Länder genannt wurde. Sie ist ein Vorbild dafür, wie man treu, loyal und geordnet in Zeiten des Chaos und des Niedergangs der Autoritäten sein kann, ohne Rücksicht auf das Zeitalter, in welchem man dies alles erfährt. Schließlich ist Katarzyna Sydonia trotz vieler schwerer persönlicher Rückschläge ein Vorbild für die Weitsichtigkeit und Tapferkeit des Geistes. All dies kommt zusammen in einer einzigen Person, der Frau der Reformation, Katarzyna Sydonia, Herzogin von Teschen.

Kommentar

Ich selbst stamme aus Cieszyn, einem Ort, der mit Stolz den Namen einer Piasten-Stadt trägt und der unzertrennlich mit der Piasten-Dynastie verbunden ist. Die Piasten verschafften dieser Stadt den Rang der Hauptstadt, eines zentralen Ortes gegenüber anderen Städten der Region.

Die Piasten waren Stifter und Fürsorger der dort errichteten Kirchen, Klöster und anderer öffentlichen Einrichtungen. Sie haben eigentlich jeden Aspekt des Lebens im früheren Teschen beeinflusst. Die noch im 16. Jahrhundert in Teschen regierenden Piasten haben die Ideen der Reformation auf dem Gebiet ihres Herzogtums eingeführt. Diejenige, die sich dabei als besonders aktiv erwiesen hat, war die Herzogin Katarzyna Sydonia (ca. 1550-1594). Als ich noch ein kleines Mädchen war, erzählte mir mein Vater oft von ihren Verdiensten und Begabungen. So erinnere ich ihrer nicht nur als einer historisch herausragenden Frau, die die Reformation in meiner Heimatstadt entscheidend mitgeprägt hat, sondern sie ist mir ebenso lebendig in Erinnerung durch die vielen Erzählungen, die ich als Kind in meiner Familie übermittelt bekam.

So ist in mir selbst die Erinnerung an eine tapfere Frau lebendig, die – von dem frischen Wind der Reformen der Kirche fasziniert – mit Konsequenz viele Anstrengungen unternimmt und das Gesicht den kleinen Herzogtums Teschen entscheidend mitgeprägt hat. Unter der Regentschaft ihres Mannes und nach seinem Tode unter ihrer eigenen ließ sie die reformatorischen Überzeugungen im Herzogtum Teschen zu Etwas werden, was bis heute wirkt und in einer Redewendung zum Ausdruck gebracht wird: „Beständig wie ein Lutheraner von Teschen“.

Zum Weiterlesen

R. Danel: O czarnej ksieznej, Podania i legendy, Cieszyn 2006.

J. Spyra: Szlak ksiazat cieszynskich, Piastowie, Cieszyn 2007.

I. Panic: Poczet Piastow i Piastowien cieszynskich, Cieszyn 2002.

O. Wagne: Kosciol macierzysty wielu krajow, Bielsko-Biala 2008.

A. Wantula: Porzadek koscielny Waclawa Adama, Warszawa 1937.