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„Play Luther“: Musikalische Entdeckungstour in die Reformationszeit

Dem Volk eine Stimme geben – das war Anspruch der Lieder der Reformationszeit. Doch wie soll diese Stimme im 21. Jahrhundert hörbar sein? Was passiert, wenn E-Schlagzeug und E-Piano auf die 500 Jahre alte Sprache der Kirchenlieder Martin Luthers trifft, kann bei dem musikalischen Theaterstück „Play Luther“ erfahren werden.

Nein, Frauen stehen nicht im Vordergrund von „Play Luther“, wie schon der Titel verrät, und doch geht es um das, was Männer und Frauen gleichermaßen bewegt – vor 500 Jahren genauso wie heute: Es ist die Sprache der Musik und der Theologie. Unter der musikalischen Leitung Adrew Zbik erklingen die Lieder Luthers im neuen Sound. Ausgewählte Lutherlieder wurden zeitgemäß in unterschiedlichen Stilrichtungen vertont. Von Elektropop bis Ragga und Volkslied reicht die Spannbreite. Wie irritierend und erfrischend das zugleich sein kann, zeigt sich an der Vertonung des Chorales "Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“ – ein beschwingter Dreivierteltakt, der mit einer bayerischen Blaskapelle konterkariert wird.  

Doch die Schauspieler Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach der Theatergruppe „Eure Formation“ sind nicht nur singend auf der Bühne unterwegs, sie stellen auch in rasanten Dialogen die Welt Martin Luthers prüfend auf den Kopf. Eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Moderation über die evangelische und katholische Kirche unter mittelalterlichen und gegenwärtigen Aspekten entspannt sich in dem 90-minütigen Stück. Mit Fragen, wie „Was ist der Ablasshandel unserer Zeit?" oder „Wie Luther wohl heute reagieren würde?", werden Zuschauer_innen angeregt sich und ihre eigene Haltung zu überdenken.

Der Autor und Dramaturg des Stückes, Uwe Hoppe, zeigt, dass er es bestens versteht, die Vergangenheit für die Gegenwart relevant zu machen, wenn mittelalterlicher Ablasshandel mit dem Kauf von Fair-Trade-Produkten in Beziehung gesetzt wird. Aber er zeigt auch Weitsicht, in dem er zwei Fallstricken der gegenwärtigen Lutherinszenierung gekonnt ausweicht: Weder eignet sich diesen musikalische Theaterstück für eine Heldenverehrung Luthers, noch ist es ein Hau-den-Luther Stück. Geboten werden vielmehr 90 Minuten staubfreier Geschichtsunterricht.

Seit der Uraufführung im Frühjahr in Stuttgart wird „Play Luther“ bis mindestens 2018 im deutschsprachigen Raum auf Tour sein. Nächstes Jahr wird es im Rahmen des Evangelischen Kirchentags in Stuttgart Aufführungen geben. Weitere Informationen über „Play Luther“ und aktuelle Spieltermine gibt es unter:

www.playluther.de

www.facebook.com/playluther

Begleitend zum Theaterstück wurden Unterrichtsideen für Schulen erstellt, welche die Lehrer_innen unterstützen können das Thema vertiefend im Unterricht vor- und nachzubereiten. Sehr gut kann auch fächerübergreifend in Religion, Geschichte, Deutsch und Musik gearbeitet werden. „Play Luther“ kommt gerne in Kirchen, Theater, Schulen oder auch Open Air.