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Rezension: Eine Reformatorin lädt zur Entdeckungstour ein

Beratzhausen – München – Dietfurt – Lenting – Burggrumbach – Nürnberg – Ingolstadt –Regensburg – Köfering – Coburg – Augsburg – Zeilitzheim – Hausham. Was verbindet diese 13 Orte? Für eine Norddeutsche erst einmal die Tatsache, dass sie alle ziemlich weit im Süden liegen und ein malerisches Fleckchen Erde sind, das zum Verweilen einlädt. Doch sie sind auch mehr: Als historische Lebensstationen von Argula von Grumbach markieren sie zugleich Erinnerungsorte für eine Reise auf den Spuren einer berühmten Frau der Reformationszeit.

Der Autor, Uwe Birnstein, hat mit dem vorliegenden handlichen Buch nicht nur eine Biografie zu Argula von Grumbach geschrieben, sondern zugleich einen Reiseführer auf den Spuren der bekannten fränkischen Freifrau mitgeliefert. Diese sehr geglückte Kombination von Lebensgeschichte und Reiseführer nimmt die Leser/innen mit auf eine bio-topographische Entdeckungstour. Mit leichter Schreibe gelingt es Birnstein, in den ersten sieben Kapitel des Buches den facettenreichen Lebensweg von Argula von Grumbach konzise und lebendig nachzuzeichnen. Immer wieder wird die Lokal- und Familiengeschichte der frommen adeligen Frau aus der fränkischen Provinz mit dem ungewöhnlichen Namen Argula verwoben mit der globalen Zeitgeschichte und ermöglicht dadurch einen lebendigen Blick auf die Reformation. Und endlich hat sich im deutschsprachigen Raum mit dem Buch von Birnstein ein längst überfälliger Sprachgebrauch eingestellt: Den männlichen Reformationsakteuren wird eine Reformatorin an die Seite gestellt. Nicht nur durch den Buchtitel, sondern durch jede einzelne Zeile des Buches hindurch wird deutlich: das früher gültige, allzu einfache Schema, „wo ein großer Reformator ist, lässt sich auch gleich eine Schar weiblicher Unterstützerinnen und Helferinnen finden“, greift für Argula gerade nicht. Mit einer vitalen Neugier für die Persönlichkeit von Argula, lässt der Biograph die Leser/innen immer wieder teilhaben an Argulas Individualität. Dabei wird deutlich, dass es auch das Buch eines Theologen ist. Gespickt mit zahlreichen Zitaten aus den Schriften der Reformatorin, die leider nicht weiter quellenmäßig belegt sind, wird der rote Faden ihrer Lebensgeschichte herausgearbeitet: die Entdeckung der Bibel als Wort Gottes in Argulas Leben, die sie in Glaubensfragen so couragiert und beharrlich auftreten lässt. Birnsteins Argula eignet sich jedoch nicht als eine neue Heldinnenfigur für eine protestantische Erinnerungskultur; Birnsteins Argula ist „die fromme Kirchenfrau ‚von unten‘“ (S. 85).

Frei nach dem Motto „Was war, wirkt nach“ schickt Uwe Birnstein seine Leser/innen im zweiten Teil des Buches auf die Reise. Es ist erstaunlich vor dem Hintergrund der Tatsache, dass diese Frau der Reformation erst in jüngster Zeit Beachtung gefunden hat, welcher Reiseschatz auf den Spuren Argulas entdeckt worden ist. Über ganz Bayern erstrecken sich die bis in die Gegenwart noch sicht- und spürbaren Spuren Argula von Grumbachs. Sorgsam hat der Autor den Spuren Argulas nachgespürt und macht die Reformatorin an den jeweiligen Orten erlebbar. So wird die Tour auf den Spuren Argulas nicht nur zum Ausflug in die Kirchengeschichte, sondern auch zu vielen malerischen Winkeln Bayerns. Übersichtlich werden die wichtigsten touristischen Informationen dargestellt. Reiseempfehlungen und Adressen machen das Buch zu einem idealen Begleiter für unterwegs. Aber auch eine „Reise“ vom Lesesessel aus ist ein Genuss.

Eine Rezension von Kristina Dronsch

 

Infos zum Buch:

Birnstein, Uwe

Argula von Grumbach

Das Leben der bayerischen Reformatorin

Neufeld Verlag: Schwarzfeld 2014

128 Seiten mit farbigen Fotos, gebunden

 € [D] 14,90 / CHF 22,50 / € [A] 15,40

ISBN 978-3-86256-048-6