Im Mittelpunkt stehen unangepasste und lange Zeit vergessene Frauen der Reformationszeit. Wie Herzogin Elisabeth von Rochlitz (1502-1557), die vor Ort zwischen 1537 und 1547 wirkte und eine der einflussreichsten Frauen der reformatorischen Aufbruchszeit war. Die Tochter eines hessischen Landgrafen wurde bereits mit drei Jahren dem damals fünfjährigen Sohn des sächsischen Herzogs Georg, einem Gegner der Reformation, versprochen.
Im Ehevertrag von 1505 sind zahlreiche Einzelheiten festgehalten. Kaum zu glauben, dass dieses Papier ihr später persönliche Freiheit brachte. Elisabeth überlebte ihren Mann, laut Vertrag durfte sie nach seinem Tod auf Schloss Rochlitz residieren. Die sogenannte Eheberedung würde heute rund zehn A4-Seiten füllen, sagt der Historiker Andre Thieme. Vor allem wegen seiner Ausführlichkeit sei das Pergament so wertvoll.
Aber auch bekannte Frauen der Reformationszeit wie Luthers Frau, die weithin bekannte Katharina von Bora (1499-1552) sind auf Schloss Rochlitz präsent. Die Ausstellung würdigt die ehemalige Nonne als Teil der reformatorischen Bewegung. Zu sehen sind etwa drei Kopien des Eherings der "Lutherin" aus Gold und Rubin von 1525 und ein Teil des Weihwasserbeckens aus dem Kloster Nimbschen bei Grimma, wo Katharina von Bora als Nonne einst lebte.
Im Prolog der Ausstellung wird aber auch der Frauen-Protest der Gegenwart aufgegriffen, etwa von Femen in Paris. Nicht zuletzt illustrieren Comics die Errungenschaften der Reformation kurzweilig und witzig. Darin wird mit Strichmännchen auf eine unkonventionelle Weise Geschichte verständlich erzählt. Auch Elisabeths Leben ist als Comic animiert.
Rund 300 Exponate zeigt die Ausstellung auf rund 1.300 Quadratmetern. 200 Originale sind zu sehen, darunter vor allem Gemälde und Dokumente. Inhaltliche stützt sich die Schau auf zahlreiche überlieferte Briefe von Elisabeth von Rochlitz.
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist der Raum, in dem die Reformatorin vermutlich ihre Texte verfasst hat. Neben einigen Originalen werden auch ihre einflussreichen Adressaten vorgestellt. "Die Briefe werden eine steile Karriere machen", ist Thieme überzeugt. "Es wird keine Geschichte der Reformation mehr geben ohne die Elisabeth und ihre Briefe."
Die Auseinandersetzung mit veränderten Rollenbilder der Geschlechter rundet die Ausstellung ab. Dabei spiele die Frau als Verführerin eine Rolle ebenso wie die Familie als ein Ergebnis der reformatorischen Bewegung, sagt Kurator Dirk Welich. Auffallend für diese Zeit seien zahlreiche Darstellungen der biblischen Heldin Judith, die durch verführerische List dem assyrischen Heerführer Holofernes den Kopf abschlug und so eine Stadt vor der völligen Zerstörung bewahrte. Zu sehen sind mehrere Judith-Gemälde, darunter von Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553), aber auch Darstellungen dieser Frau auf Alltagsgegenständen wie Ofenkacheln oder Bierkrügen.